Donnerstag, April 03, 2008

Das Universum, der Weltraum und der ganze Rest :D

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein gewisses Faible für Science Fiction und Raumfahrt habe. Und ich habe mich auch öfter schon mit Leuten darüber gezankt, warum ich dafür bin. Ich habe hier mal einen Artikel gefunden, der das meiner Meinung nach ganz gut auf den Punkt bringt.

Aus dem Weltall in den Alltag

VON WALTER SCHMIDT
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(RP) Was das wieder kostet: Über 800 Millionen Euro waren 2007 im Bundeshaushalt für die deutsche und europäische Weltraumforschung vorgesehen. Doch wir alle profitieren von etlichen Erfindungen, die so oder ähnlich vor allem für die bemannte Raumfahrt nötig waren.

Auch wenn die vielbemühte Teflonpfanne kein Nebenprodukt der Raumfahrt und schon seit 1954 auf dem Markt ist, können Raumfahrt-Ingenieure und Weltraum-Mediziner auf ein ganzes Arsenal von Erfindungen mit inzwischen hohem Alltagsnutzen verweisen. Die Palette reicht von der Solarzelle über das private Messgerät für den Augen-Innendruck bis hin zur Spezialschaum-Matratze für Rückenschmerz-Geplagte.

Zugegeben: Solche „Nutzanwendungen der Raumfahrt, die so genannten Spin-offs, sind deren Abfallprodukte; die Raumfahrt wird nicht ihretwegen betrieben“, betont der frühere deutsche Wissenschafts-Astronaut Professor Ulrich Walter, heute Inhaber des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München.

Doch am nicht nur wissenschaftlichen, sondern auch praktischen Nutzen der Weltraumforschung ändert dies nichts. Im Bundeshaushalt 2007 waren 870 Millionen Euro für die Raumfahrt eingeplant - viel Geld. Doch erstens sind das gerade einmal rund 10,50 Euro pro Bundesbürger - und schon für Universalwaschmittel gaben die Deutschen 2006 fast zwölf Euro aus. Zweitens würden wohl nur wenige Menschen gerne auf die Leistungen von Satelliten für die Wettervorhersage, weltweites Fernsehen und Telefonieren oder die GPS-Routenplaner im Auto verzichten - und auf etliche, durch die Raumfahrt erwirkten medizinischen Fortschritte schon gar nicht.

Ein in Dollar oder Euro überhaupt nicht bezifferbares Ergebnis der bemannten Raumfahrt ist der Eindruck, den die Erde aus der Raumschiff-Perspektive erstmals 1961 auf den russischen Kosmonauten Juri Gagarin und 1969 auf die ersten US-Astronauten vom Mond aus machte. So klein und zerbrechlich konnte unser einsam dahintreibender Planet aussehen - kein geringer Anlass für mehr Sorgfalt im Umgang mit seiner bewohnbaren Hülle.

Hier einige Beispiele für den Nutzen der Raumfahrt im Alltag:

Spezialschaum-Matratzen: Rückengeplagten und schlecht Schlafenden wird von Ärzten zu hochwertigen Matratzen geraten, die möglichst nur dort nachgeben, wo die menschliche Auflast drückt. Auch die US-Raumfahrt-Agentur NASA war einst auf der Suche nach einem geeigneten Material, um die Astronauten-Sitze in der Raumkapsel auszukleiden - und zwar so, dass die Sessel die Andruckkräfte während des Raketenstarts optimal aufnehmen konnten. Die Lösung bestand in thermoelastischem Schaum. Dieser gibt nur an Stellen nach, die vom Körper erwärmt werden, und kehrt sofort nach Entlastung in die alte Form zurück. Längst liefern diverse Firmen orthopädische Matratzen aus diesem Weichschaum.

Solarzellen: Die umwelt- und klimafreundlichen Solarzellen wurden nicht für die Raumfahrt erfunden, jedoch entscheidend durch sie fortentwickelt. Denn als Stromquelle sind Solarzellen ideal, weil man so auf fossilen Brennstoff oder Batterien als Stromquelle verzichten kann - und das spart Treibstoff und Platz ein. In Solarzellen wird das Licht der Sonne nach dem Prinzip der Photovoltaik rückstandsfrei in Elektrizität verwandelt - und dies über etliche Jahre oder gar einige Jahrzehnte hinweg, je nach Lebensdauer des eingesetzten Halbleiter-Materials.

Heute erreichen moderne Hochleistungs-Solarzellen auf Basis von Gallium-Arsenid Wirkungsgrade von bis zu 25 Prozent; außerdem sind sie - wichtig für den Weltraum - sehr strahlungsbeständig und erreichen so eine Funktionsdauer von über 20 Jahren. Auf der Erde werden sie zum Beispiel in Solar-Konzentratoren eingesetzt. In einem solchen Gerät werden die näherungsweise parallel laufenden Lichtwellen der Sonne durch einen großen Parabolspiegel auf einen im Brennpunkt sitzenden Solarofen fokussiert. In diesem Hochtemperatur-Reaktor kommen bei einigen tausend Grad Celsius chemische Prozesse in Gang, an deren Ende zum Beispiel Wasserstoff stehen kann - ein speicher- und transportfähiger Brennstoff.

Rauchmelder: Ein offenes Feuer in einer Raumstation ist noch brenzliger als ein flammendes Wohnzimmer - die Feuerwehr ist doch arg fern. Deshalb hat die NASA in den 70er Jahren für ihr erstes Himmelslabor Skylab Rauchmelder entwickelt, die Qualm eher erkennen können als menschliche Sinnesorgane und so ein frühes Eindämmen des Feuers ermöglichen. Heute liegen automatische Meldegeräte in vielen Fabrikhallen, Flugzeugen, Wohnhäusern oder Seniorenheimen auf der Lauer und sind inzwischen häufig sogar vorgeschrieben - wie in jedem bemannten Raumfahrzeug.

Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/wissen/weltraum/543584